Dienstag, 14. Juli 2015

Eiszeit

Sicher kennen sie Eltern, die einfach alles, aber wirklich alles, über gute Erziehung wissen und hochbegabte Kinder besitzen.
"Also, Du, unser Nils kann das schon. Ich glaube er hat in dem Bereich eine Hochbegabung. aber wir fördern ihn ja auch."
Kritischer Seitenblick zu Kind1.0 und Kind2.0. Beide versuchen gerade synchron das Eishörnchen quer in den Mund zu bekommen. Lassen es sich dabei aber nicht nehmen, arglose Passanten anzuquatschen. 
Ich schaue beide streng an, sie starren zurück und grinsen.
Ich wende mich wieder der hochbegabten Nils-Mutter zu.
" Ja, das ist doch toll wenn er das schon kann. wie alt ist er jetzt genau?"
Sehe mir dabei Nils an. Eigentlich müsste er älter als Kind2.0 sein, ich glaube fast ein dreiviertel Jahr.
Nils grinst mich an und beginnt etwas unverständlich zu reden. 
" Bitte, was hast du gesagt?" frage ich ihn.
Nils holt aus und versucht mit einem wichtigem Gesicht mir sehr wahrscheinlich die Atomphysik in einer kurzen Abhandlung  zu erklären. Leider reichten meine kognitiven Fähigkeiten schon nicht dazu aus, die mir unbekannten Vokabeln zu übersetzen.
Die Nils-Mutter lächelt wissend.
" Ja, dass hast Du genau erkannt mein Schatz. Ist es nicht toll wie er das macht. Er erkennt schon so viele Zusammenhänge!"
Ich stehe daneben und gucke ein bisschen blöd aus der Wäsche.
Kind2.0 stellt sich währenddessen neben mich und versucht mir ihr angelutschtes weiches Eishörnchen , mit den Worten, " Mama, dass ist gut für Dich!", anzudrehen. ich schüttel betreten den Kopf, " Nein, ich will nicht!"
" Doch, Mama, ist lecker! Guck, richtig lecker!" Zur Untermauerung ihrer These lutscht sie noch einmal herzhaft über das sowieso schon wabbelige Hörnchen.
Nils steht daneben und sieht neidisch auf das tropfende Eis.
"Nein, Nils, soviel Zucker essen wir nicht. Du hattest heute doch schon drei Gummibären. Das ist nicht gut!" Da hatte die Nils-Mutter aber die Rechnung ohne meine hochbegabten Kinder gemacht!
"Doch!", tönte es laut aus dem Mund von Kind2.0., " willst Du das haben , Nils? Ist lecker!"
Sie hielt Nils ihr angesabbertes Hörnchen hin. Nils überlegte nicht lange, er schnappte zu.
"Mama, Nils nimmt das Hörnchen von ihr. Ist das ekelig! Sie hat doch alles vollgesabbert!", sagte Kind1.0.
Fand Nils jetzt nicht. Voller Genuss  leckte er das Hörnchen weiter ab. Die Nils-Mutter bekam jedoch rote hektische Flecken. Kind2.0 stand strahlend neben Nils und feuerte ihn an "Ist lecker, nicht!? Ist Erdbeere!" Nils nickte seelig.
"Nils, jetzt gib das Eis Kind2.0 zurück!", herrschte die Nils-Mutter ihn an.
Nils schaute traurig und streckte das Hörnchen Kind2.0 zu.
"Das ist ein Geschenk für dich! Ist lecker! Jaaha", sie sieht dabei die Nils Mutter an," ist lecker und ein Geschenk!"
Nils nickt zustimmend und brummt irgendwas unverständliches.
"Dann , wenn Du unbedingt willst, bitte!", die Nils-Mutter versucht die Niederlage gelassen zu nehmen, doch in ihr brodelt es.
Kind1.0 tritt an Nils heran, streckt ihm sein Eis entgegen. " Hier, kannst auch meins haben! Ist auch Erdbeere. Freust du dich?"
Kind2.0 nickt zustimmend und strahlt ihren Bruder an.
Die Nils-Mutter ist kurz einer Ohnmacht nahe.
"Ja, ich glaube meine Kinder haben eine Hochbegabung in sozialer Kompetenz. Das ist so wichtig und vielversprechend!"
Lächelnd wische ich die Eisreste aus den kleinen Gesichtern, lache Nils an und grüße seine Mutter zum Abschied.

Montag, 13. Juli 2015

Schuhe shoppen

Der Samstag war heiß! Kind 1.0 hatte sich Schlafbesuch eingeladen, der bereits um 14.30 Uhr auf der Matte stand. Der Mann sollte eigentlich den Grill anfeuern, hatte aber Verspätung. Kind 2.0 versucht währenddessen trocken zu werden. Geht aber nicht mit jedem zur Toilette, es muss der Papa sein! Da dachte ich mir, och, soll der Mann doch in Ruhe den Grill anzünden und wir fahren noch einmal schnell in die Stadt Schuhe kaufen. Kind 2.0 noch mal schnell auf die Toilette genötigt, Kind 1.0 die Schuhe angezogen, es gibt Tage da scheinen die Hände verschwunden zu sein und dem Besuchskind, es ist ja schon schließlich 7 Jahre alt, zum gefühlten 100. Mal gesagt, dass ich hier erziehe und nicht er.
In der Stadt angekommen enterten wir das Schuhgeschäft. Hier gibt es eine große Rutsche und einen Fernseher. Mir wäre der Fernseher lieber gewesen, da kommt man schließlich gut an die Füße wenn sie parallelisiert in ihn starren. Doch die drei entschieden sich die Rutsche zu nehmen. Alle drei Kinder zogen sich brav die Schuhe aus, achteten aufeinander und rutschten lachend hinunter. Ich hatte währenddessen eine Verkäuferin gefunden und wir suchten bereits Schuhe für Kind2.0.
Die beiden Jungs lachten und rutschten, dabei riefen sie sich etwas zu.
Aus der Mitte des Ladens rief mir plötzlich eine gut ondolierte kräftige  Verkäuferin zu, dass ich bitte meine Kinder zur Ruhe ermahnen sollte. Ich sah etwas verwirrt auf. Weder die Verkäuferin neben mir noch ich hatten das Gefühl, dass die drei übermäßig laut wären. Ich erlaubte mir, Bitte?, zu fragen. Woraufhin die Gute bald platzte und mir entgegenschrie, dass hier kein Spielplatz wäre.
Aber dann stellen Sie doch einfach keine Rutsche auf, entgegnete ich ihr, noch gelassen. Sie holte erneut Luft.Fing an zu zetern, dass ich unverschämt bin und die Kinder zu laut. Voller Unverständnis sah ich sie an. Um es zu erklären, ich gehöre nicht zu den Müttern, die ihre Kinder tobend und randalierend in der Welt umherziehen lassen. Sehr häufig bin ich die Mutter, die der Spielverderber ist, weil ich denke wir können anderen , familienfremden, Menschen das nicht mehr zumuten. Können Sie sich jetzt mein Unverständnis vorstellen? Die drei waren wirklich ruhig und haben sich ganz normal verhalten.
Schuhe anziehen, wir gehen!, rief ich meinen Kindern zu.
Die Verkäuferin neben mir versuchte noch zu schlichten, dass es nicht so gemeint gewesen wäre.
Doch, sagte ich, es war so gemeint und wir gehen jetzt!
Alle drei zogen sich vorschriftsmäßig ihre Schuhe an, ohne Gemecker und verließen grüßend das Geschäft.
draußen wurde ich gefragt, warum wir so schnell und ohne Schuhe gegangen sind.
Weil die doof sind und ich mein Geld auch woanders ausgeben kann. Wollt ihr ein Eis?, antwortete ich.
Im Endeffekt kaufte ich die Schuhe abends online. In Ruhe, mit mehr Auswahl, günstiger und ohne motzende Verkäuferin. Sicher, die Schuhe kommen erst mit der Post und das dauert. Auch weiß ich nicht ob die Größe an den Fuß passt, vielleicht muss ich sie auch retour schicken und habe dadurch noch mehr Arbeit. Doch werden meine Kinder nicht dabei von einer Verkäuferin runtergeputzt. Und das ist es mir wert!